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Wie es sich anfühlt, zurückgewiesen zu werden

7. November 2014

Es gibt manchmal Situationen, da möchte ich einfach nur im Erdboden versinken, und zwar pronto. Aber von vorn. Ich war vor ein paar Wochen auf einem Yoga Workshop. Ich kannte die Lehrerin schon länger, wir mögen uns. Nach dem Unterricht saßen wir noch zu sechst in einer kleinen Runde im Yogaraum, alberten herum, machten Fotos und hatten viel Spaß. Sagte eine Bekannte neben mir: „Kommst Du gleich mit, wir wollen alle zusammen Essen gehen?“

Na klar, wollte ich. Ich stand auf, machte mich bereit, holte meine Sachen. Im Eingang traf ich auf einen Mann, nennen wir ihn Christian, den ich bisher immer als sehr angenehm empfunden hatte und fragte ihn, ob es überhaupt in Ordnung ist, wenn ich mitkomme.

Tja, wer dumm fragt, kriegt dumme Antworten. Er sagte nein.

Mir fiel die Kinnlade runter, der Frau neben ihm auch. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich hatte nur aus Höflichkeit gefragt. Eben waren wir doch noch eine lustige Truppe – und warum sagte er plötzlich nein?

Er meinte zu mir: „Du, das soll nur eine kleine Runde bleiben, ich habe schon nachgefragt.“ Rums. Das saß. Ich sagte „Kein Problem“, ging mit erhobenen Hauptes aus der Tür, um dann völlig zusammenzusacken wie ein Luftballon mit einem Loch. Autsch. Das tat weh. Ich versuchte alles zu durchleuchten.

Hatte ich etwas falsch gemacht? Warum durfte ich jetzt nicht dabei sein? Waren doch alles keine engen Freunde. Es war doch so nett.

We all learn lessons in life. Some stick, some don’t. I have always learned more from rejection and failure than from acceptance and success. Henry Rollins

Ich wurde still und nahm das hässliche Gefühl in mir einfach wahr. Das Gefühl, nicht richtig zu sein, oder nicht gut genug. Ausgeschlossen zu werden. Seien wir ehrlich: Es ist ein scheiß Gefühl.

Ich nahm mir vor, ihn anzurufen und ihn zu fragen, warum zum Henker ich diejenige war, die ausgeschlossen wurde. Warum alle anderen und nur ich nicht mit durfte. Hatte er wohlmöglich etwas gegen mich? Erst weigerte ich mich die Situation zu klären, denn wie unangenehm ist es bitte, sich jemanden zu öffnen – und ihm zu sagen, dass man verletzt ist? Ohne daraus ein Drama zu machen? Richtig.

Ich tat es dennoch. Schrieb ihn an, fragte, ob er kurz Zeit hätte, zum Reden. Er fragte, wann wir sprechen wollen. Ich schrieb zurück und bekam nie wieder eine Antwort.

Trotzdem war ich stolz, den Schritt gewagt zu haben. Denn nur wenn man nachhakt, kann man Gewissheit bekommen. Klarheit schaffen. Oder, wie in diesem Fall, leider nicht. Es ist aber trotzdem sehr befreiend, Situationen, die einen verstören, anzusprechen.

Man kann sich auch so wahnsinnig gut darin schulen,  es auszuhalten, dass jemand einen vielleicht nicht mag. Oder nicht dabei haben möchte. Das ist menschlich, jedoch manchmal schwer zu ertragen. Man kann dabei viel über sich und andere lernen.

Und man weiß ja nie, vielleicht gibt es auch einen ganz banalen Grund, der so gar nichts mit einem zu tun hat. Nicht alles persönlich nehmen, lautet die Devise. Wenn alles abgeklärt ist, kann man sich entspannt zurücklehnen und fidel ins Wochenende gleiten. Oder auch nicht. Das ist alles eine Frage der Einstellung. Cheers!

Kennst du auch solche unangenehmen Situationen? Was machst du dann?

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Linda
    7. November 2014 at 9:54

    Guten Morgen!
    Ich hab‘ mich bei diesem Artikel richtig erschrocken, als ich ihn gelesen habe. Ich kenne das Scheißgefühl. So ätzend! Wenn einem buchstäblich die Kinnlade runterfällt und man so einen Kloß im Hals bekommt und automatisch schlucken muss. So als könnte man diese unangenehme Situation einfach runterschlucken. Funktioniert aber leider nicht.
    Mir hat neulich, in einer ähnlichen Situation, aber die „Flucht nach vorne“, das Nachfragen, zur Rede stellen, geholfen. Genau wie bei dir. Ich bekam zwar nicht wirklich die ehrliche Antwort, die ich erwartet habe, aber es hat zumindest dazu gereicht, damit meinen Frieden zu machen und damit besser umgehen zu können. Und das hilft schon mal eine ganze Menge. Für’s nächste Mal.
    Schönes Wochenende!

  • Ariane
    7. November 2014 at 10:09

    ganz ehrlich? eigentlich hättest du mit einem netten grinsen:’ich hab eigentlich nur aus höflichkeit gefragt‘. sagen und ihn sonst ignorieren sollen, die anderen haben das bestimmt nicht genauso gesehen. irgendwie schaffen es vereinzelt idioten tolle frauen zu verunsichern, unglaublich das wir (als tolle frauen) uns diesen schuh auch noch anziehen. hör auf damit und sei extra freundlich zu ihm… er verdient nichts als mitleid.

  • Catalina
    7. November 2014 at 10:50

    Hm, am meisten irritiert mich das „…ich habe schon nachgefragt.“?? D.h. zumindest ein paar der Anderen teilten diese exklusive Auffassung, ohne es sich anmerken zu lassen?! Hat ja anscheinend auch niemand für dich „Partei“ ergriffen. Dann hast du absolut nichts verpasst, Liebe!
    Ach mann, ich kenn dieses Scheißgefühl, man wird plötzlich SO klein mit Hut…und im Nachhinein wird genau dieser Moment zu einem wertvollen Schatz hinsichtlich Demut, aber auch Selbstwertschätzung, Unabhängigkeit, Mut.

    Schön, dass du diese Erfahrung so offen teilen kannst – danke! 🙂

  • sonja
    7. November 2014 at 11:20

    Sehr gut kenne ich das Gefühl. Erst vor ein paar Wochen ist mir sowas passiert. Und ich war entsetzt und schrecktlich verletzt. Gerade von so called Yogis erwartet man so etwas nicht. Aber es sind alles nur Menschen, mit ihren eigenen Problemen, die sie dann auf dich projizieren. Ich habe lange abgewogen und es auf sich beruhen lassen, denn die Antwort wäre genauso unehrlich geworden, wie das ganze Verhalten vorher und hätte mir nichts gebracht.

  • Fräulein Julia
    7. November 2014 at 11:40

    „ich hab eigentlich nur aus höflichkeit gefragt“ – genau das hätte ich auch geantwortet. Schließlich wurdest du von einer Person aus der Gruppe gefragt, wahrscheinlich nicht nur aus Höflichkeit, sondern weil sie dich gerne dabei haben wollte. Wie haben denn die anderen reagiert?

    Natürlich kenne ich solche Situationen auch und vor allem das offen gesagt beschissene Gefühl im Nachhinein. Mir hängt sowas eine Weile nach, bis ich mich hinsetze und mich bewusst damit beschäftige: nur weil xy das gesagt hat, bin ich nicht gleich ein un-liebenswerter Mensch. Basta.

  • Alexa
    7. November 2014 at 13:04

    Ich war irritiert, dass Du noch einmal Kontkat aufnehmen wolltest. Es gibt Situationen, da ist es gut, wenn man sofort reagiert, auch wenn man gerade rot sieht und so damit beschäftigt ist Contenance zu bewahren, dass man kaum klar denken kann. Das wäre vermutlich das Ziel – im Augenblick der gefühlten Zurückweisung doch bei sich zu bleiben und dann zu reagieren. Manchmal braucht man erst Zeit, um über etwas nachzudenken, sich klar zu werden und kann erst nach etwas verstrichener Zeit noch einmal darbüer reden, aber manchmal ist es hinterher auch einfach nur vergebene Mühe und ich stelle es mir nicht befreiend vor, dann schließlich doch ohne Antwort zu bleiben. So ist es eine doppelte Zurückweisung. Und die Aufgabe bleibt, herauszufinden, warum man vielleicht eine tolle Frau ist, aber doch immer wieder über die kaum hörbare inner Stimme stolpert, die das Gegenteil behauptet. Und da ist es ganz fatal, diese Stimme nur deckeln zu wollen, sondern ihr sollte man auf den Grund gehen, damit sie irgendwann verstummt und druch eine inner Stimme abgelöst wird, die sagt „Ich bin eine tolle Frau“.

  • Dani
    7. November 2014 at 16:13

    Liebe Madhavi, natürlich hat er NICHT bei den anderen nachgefragt, meiner Meinung. Das zeigt schon sein Verhalten, als du später nachgehakt hast… sich einfach nicht mehr melden, da man Angst davor hat dazu zu stehen, was man gesagt hat. Man kann sich immer gut hinter anderen verstecken („jaaaaa, nicht nur ich will dich nicht dabei haben – eigentlich meinen das ja die anderen; tut mir leid“). Die, die das mitbekommen haben, haben das sicherlich gecheckt. In meinen Augen ist die Situation am peinlichsten für den kleinen Christian. 😉

  • Manu
    7. November 2014 at 19:24

    Ich finde das schon merkwürdig und muss sagen, dass mir so etwas noch nie passiert ist. Und wenn, würde ich es akzeptieren, wenn auch mit einem komischen Gefühl…
    Es könnte ja auch sein, dass Deine Art zu schreiben einigen nicht genehm war. Denn- auch wenn Du toll schreibst, entweder sind es Empfehlungen von Yogafreundinnen, das Marketing stinkt zum Himmel, manchmal spannende Einsichten und manchmal auch tolle Tipps. Aber man muss ja bei Dir damit rechnen, dass alles breitgetreten wird, siehe Artikel ;). Klingt negativer als es ist. Ich mag Deine ehrliche Art zu kommunieren und finde es gibt zu wenige (gerade unter den „braven“ Yogamädels) die Tacheles reden. Also, nicht beirren lassen. Weiter so. Wegen mir aber gerne weniger Werbung ;).

  • Madhavi Guemoes
    7. November 2014 at 20:22

    Liebe Linda, es hilft aber ungemein, dass man darüber gesprochen hat. Dann hat man es abgehakt und läuft nicht stundenlang damit herum. Wie schön, dass es bei Dir geholfen hat. xxx Madhavi

  • Madhavi Guemoes
    7. November 2014 at 20:23

    Haha, ja, das muss ich noch üben. Meine Mutter ist so. Sehr cool in solchen Situationen. Wieso habe ich das nicht geerbt? xxx Madhavi

  • Madhavi Guemoes
    7. November 2014 at 20:24

    Danke Dir für Deinen Kommentar. Ja, da fühlt man sich mies. Aber man darf die Dinge auch manchmal nicht so persönlich nehmen. Doch ist es nicht so leicht. Schönen Abend Dir.

    xxx Madhavi

  • Madhavi Guemoes
    7. November 2014 at 20:26

    Oje, wie blöd, dass Dir das auch passiert ist. Mies. Ja, manchmal ist Stille auch ein gutes Mittel. Da hast du total recht. Ich glaube es ist gut, in sich hineinzufühlen und abzuwägen, ob sich der Aufwand lohnt. xxx Madhavi

  • Madhavi Guemoes
    7. November 2014 at 20:27

    Wie recht du hast. Ist auch immer von der Laune und Mondphase abhängig 🙂 Die anderen haben es gar nicht mitbekommen. Sicher wollte die Lehrerin nur ihre Ruhe haben. Liebe Grüße, Madhavi

  • Sandra
    7. November 2014 at 22:47

    Sowas ist einer der Gründe warum ich kaum versuchte Kontakt mit anderen herzustellen. Früher bin ich oft zurückgewiesen worden. War ständig traurig und enttäuscht deswegen. Nur weil ich nicht wie andere war, mich anders gekleidet habe, mich nicht angepasst habe.
    Ja, das klingt nun vielleicht ein wenig einsam, aber das bin ich nur selten. Ich habe Familie, die mich liebt, egal welche Klamotten ich trage, egal ob ich mich mal „daneben“ benehme.
    Vielleicht ist es falsch daß ich kaum versuche neue Kontakte zu knüpfen, aber ich selbst finde es nicht schlimm. Bekanntschaften ergeben sich immer wieder mal, und das finde ich ganz nett.
    Deswegen habe ich leider keinen Rat, wie man mit sowas umgehen kann.

    Liebe Grüße,
    Sandra

  • Annette
    8. November 2014 at 1:08

    Versuche es so zu sehen: er musste sich Dir gegenüber so verhalten, damit Du diese Erfahrung machen konntest. So scheiße es sich im ersten Moment anfühlt, letztlich kannst Du ihm bzw. der Gruppe dankbar sein, an diesem Gefühl und was es mit Dir macht, zu wachsen. Danke, dass Du diese persönliche Erfahrung mit uns geteilt hast. LG, Annette

  • Tine
    8. November 2014 at 12:55

    Ach Mensch, das kann ich gut verstehen, da hätte ich mich auch schrecklich gefühlt. Was für ein Kotzbrocken. Mir hilft in solchen Situationen oft, wenn ich mir sage, dass ich so jemandem nicht so viel Macht über mich geben will, indem ich zulasse, dass er mich so durcheinander bringt.

  • Madhavi Guemoes
    8. November 2014 at 13:51

    Oh, Tine, dass hört sich gut an. Versuche ich das nächste Mal auch! Dicker Kuss!!!

  • Oliver
    19. November 2014 at 11:55

    Wirst du diesen Christian denn wiedersehen? Falls ja, sei freundlich und nett zu ihm, mit einem Touch von „zu sehr“. Denn Menschen, die sich so verhalten wie dieser Christian, erwarten das Übliche: Dass Andere sich genauso verhalten, dass sie sich rächen. Mit hat es im Leben schon einige Male geholfen, meine „Feinde“ zum Freund zu machen…das tut auch dem eigenen Karma gut 🙂

    Liebe Grüße,
    Oliver

  • Madhavi Guemoes
    19. November 2014 at 12:07

    Hi Oliver, mittlerweile haben wir uns schon ausgequatscht. 🙂 Liebe Grüße, Madhavi

  • Vanessa
    20. November 2014 at 14:38

    Huhu, mir ging es vor kurzer Zeit ganz ähnlich. Ich war in Frankfurt auf der Yoga Conference und fragte ein paar Mädels nach einem Workshop, ob sie wo Mittagessen gingen und ob ich mich anschließen könne. Zakk – Bäms – „Nein“. What!?!?!? Ich war auch baff. Sie erzählten etwas von „kleine Tische“ und „schon länger ausgemacht“ und „nicht böse sein“. Böse war ich auch nicht, einfach nur baff. Das hing mir auch ein paar Tage nach! Der Artikel kam ziemlich passend! 🙂 Liebe Grüße aus Düsseldorf Vanessa

  • Jen
    6. Dezember 2014 at 18:40

    Ich gehe da mal ganz anders ran: Ich finde es gut – auch wenn es in dem Moment weh tut – dass mal jemand sagt, was er denkt. Endlich ist mal jemand ehrlich, das ist heutzutage gar nicht mehr so selbstverständlich. Und ich denke, wir sollten endlich mal mit dieser Gefälligkeitssuche der Frauen aufhören. Wir müssen nicht jedem gefallen. Wir müssen nicht tagelang darüber nachdenken, warum uns jetzt jemand nicht mag. Es gibt unterschiedliche Menschen, und auch Menschen, die wir evt. als angenehm empfinden, müssen noch lange nicht begeistert von uns sein. Wir Frauen (und sicherlich auch Männer, ich will das andere schöne Gechlecht da gar nicht ausschließen) machen uns viel zu viele Gedanken, warum andere Menschen so oder so auf uns reagieren. Das macht uns unsicher und traurig, warum lässt man sich auf so etwas als erwachsener Mensch noch ein? Wir wissen doch, wer wir sind. Und wir sind trotz Zurückweisungen tolle Menschen. Und vielleicht ist es sogar ein Kompliment, dass er Dich als so stark erachtet hat, dass Du mit dieser Zurückweisung gut klar kommst. Und Du bist, so weit ich es beurteilen kann als Leserin, ein toller Mensch, lass Dich durch so etwas nicht erschüttern.

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