Food Mind

F*ck Detox.

26. März 2013

Detox

Alle sind im Detox-Wahn. Aber sind wir denn wirklich alle so verdreckt? Oder ist es nur pure Langeweile? Ständig wird uns suggeriert, daß wir etwas loslassen sollen. Ich habe Freundinnen, die machen nichts anderes mehr als zu detoxen. Es geht ja schon gar nicht mehr um das Wohlbefinden. Oder um gute Ernährung. Es wird langsam krankhaft. Habt ihr gesehen? Überall steht Detox drauf. Das ist fast so wie damals, als Claudia Schiffer omnipresent war, daß ich mir heimlich wünschte, sie würde auf der Stelle tot umfallen. Komischerweise detoxen immer diejenigen, die es gar nicht nötig haben. So viel Gift kann man gar nicht fabrizieren.

Ich war neulich auf Anraten meiner Freundin bei der Darmreinigung. Als ich auf der Liege lag, bekam ich flix alles erklärt und mir wurde ein Schlauch in meinen Hintern gestopft. Die Frau, die die Reinigung durchführte, war wirklich bezaubernd. Leider reichte das nicht aus, um zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Meine Freundin schwärmte vorher, wie toll man sich danach fühlt und was für ein „Scheiß“ da aus einem rausgespült wird. Bei mir kam: nix. Nada. Ich fühlte mich total betrogen. Dahin war es mit der Leichtigkeit, die ich mir so erhofft hatte. Ich war lange nicht mehr so enttäuscht. Kein Detoxerfolg. Als die Therapeutin meinte, daß es auch sein kann, daß erst beim zweiten oder dritten Mal der grosse Knall kommt, war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Wie wäre es, wenn wir anstatt zu detoxen, alles mal so sein lassen, wie es ist? Gift hin oder her. Was versprechen wir uns von dem ganzen Entschlacken? Die ewige Jugend? Das göttliche innere Leuchten? Ich weiß es nicht. Wir könnten den ganzen Tag mit unserer Yogamatte durch die Gegend ziehen, mit einem Detoxwässerchen in der  Hand, Weizengras züchten und von mir aus auch rauchen. Alles wäre so schön rein, leicht und strahlend. Was für ein schöner Gedanke. Wenn nur diese Verkrampftheit dabei nicht wäre. Detoxen sollte kein Dogma werden. Das kann man einmal im Jahr machen, meine Güte, aber doch nicht non stop. Wo bleibt denn da die Lebensfreude? Anstatt ständig zu detoxen sollte man mal „Entkrampfen“ anbieten. Genießt das Leben, so wie ihr jetzt seid. Laßt das Entschlacken ganz natürlich kommen. Vom Winter zum Frühling eine natürliche Entfaltung geschehen lassen, ohne einzugreifen……Dazu braucht ihr keine fünf Kilo weniger. Keinen leeren Kleiderschrank. Keinen Kaffee ohne Koffein. Alles muß im Rahmen bleiben. Ein bisschen reicht. So. Ich gehe jetzt an meinem Weizengraslikör nippen und färbe mir die Haare blond.

Love & Rockets.

Madhavi

Fotocredit: Malin Mauritsen

Bilder sind von SKYREN.

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Frau Momo
    26. März 2013 at 19:58

    Danke für den Artikel. 😀 Sehr sympathische Sicht auf das Thema! 😉 Mich nervt allein das Wort „Detox“ schon!^^ Ich frage mich öfter: Mach ich das aus Selbstliebe und in Harmonie mit mir und dem, was ich wirklich brauche? Wie bin ich sonst mit mir, dass ich so was glaube immer wieder machen zu müssen? Und wie du: Kann ich mich lassen und lieb haben wie ich bin? Unperfekt vollkommen?

    Viel Spaß beim Haarefärben!^^

    LG, Frau Momo

  • Madhavi Guemoes
    26. März 2013 at 20:19

    Ganz genau. Danke für Deine Gedanken.

  • Frau Momo
    27. März 2013 at 7:50

    Gern! Ich mag deine rebellischen, oft sehr weisen Gedanken, dein Hinterfragen, deine eigenwilligen Sichtweisen… 🙂

  • michaela
    27. März 2013 at 10:06

    Weizengras rauchen, haha! Das gefällt mir.

  • holunder
    27. März 2013 at 15:52

    das kann ich nur unterschreiben!!

    und die bilder an deiner wand sind super 🙂

  • bindutoojas
    27. März 2013 at 18:07

    Interessante Beobachtungen zum aktuellen Geschehen!

    Das Naechste ist das sich die „Patienten“ dann in aller Kunstfertigkeit ueber die „Erfolge“ also die Ausscheidungen unterhalten als gaebe es nichts anderes auf der Welt fuer eine anregende Unterhaltung!

    Der Gedanke das hinter all dem an erster Stelle das Syndorm der Fitnessucht einer von ueberall her suggerierten „Leistungsgesellschaft“ steht, kommt dabei in den SInn, weiterhin wohl tiefe Angst vor Krankheit und Versagen….ein weiterer Grund ist wahrscheinlich eine moderne Form der Geiselung, der Selbstzuechtigung, Bestrafung sein, der Drang sich selbst zu beherrschen, was anderes kommt mir einfach nicht in den Sinn!

    Diese Problematik in Verbindung mit yoga anzutreffen ist allerdings ein gigantischer Fauxpas – udn daher eigentlich so schrill, das es schon wieder amuesant ist!

  • Anne
    15. April 2013 at 14:19

    http://www.sueddeutsche.de/leben/fasten-du-bist-dreck-1.1088563

    100% getroffen…kennt ihr den Artikel schon? Pflichtlektüre 🙂 ich habe jedenfalls nach der Lektüre beschlossen niemals so einen Quatsch zu machen. Und Schlacken gibts nur bei alten Loks und in der Stahl- und Kohleindustrie;-)

  • Madhavi Guemoes
    15. April 2013 at 14:51

    Oh. Der ist super geschrieben!!!

  • erica
    17. April 2013 at 21:59

    Amen sista!

  • Madhavi Guemoes
    17. April 2013 at 21:59

    ;-))

  • Madhavi Guemoes
    17. April 2013 at 22:00

    :-)))

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