Als ich noch recht jung war, galt für mich: Komm‘ ich heut nicht, komm‘ ich morgen. Ich war die personifizierte Prinzessin der Unverbindlichkeit. Ich glaube, dass dies mein vermeintlicher Ausdruck von Freiheit war. Es gab so viele Möglichkeiten. Das Leben funkelte an allen Ecken und Kanten. Warum einschränken? Wenn sich mir ein besserer Moment bot, war ich da. Natürlich fand mein Umfeld das zum Kotzen. Ich wollte mich nicht verpflichten. In keine Richtung. Verbindlichkeit war das größte Fremdwort für mich. Ich verlor nicht nur Freunde, die natürlich äußerst genervt waren, wenn ich mal wieder etwas absagte. Nein, ich verlor auch den Kontakt zu mir selbst. War ein Fähnchen im Wind.
Heute ist das anders. Ich bin geerdet. Verbindlich. Habe Verpflichtungen, die ich aber gern wahrnehme. Ich bin mit mir verbundener denn je. Ich glaube, dass ist auch der Punkt. Menschen, die nach außen absolut nicht verbindlich sein können, sind es allgemein auch nicht mit sich selbst. Das sind die, die sich etwas vornehmen, aber nicht schaffen, weil sie ihre Integrität nicht wahren können. Sich auf das eigene Vorhaben nicht einlassen können. Sich im Weg stehen, keine Entscheidung treffen können.
Verbindlichkeit ist eine Tugend. Man kann es lernen. Wie gehe ich mit anderen Menschen um? Lasse ich sie wieder mal stehen, weil sich etwas Besseres bietet?
In die Tiefe gehen
Verbindlichkeit bedeutet, dass man sich einen klugen, klaren Rahmen steckt, in dem man sich bewegen kann und möchte. Möglichkeiten ausdünnt auf das, was einem wirklich wichtig ist. Ich habe eine Handvoll guter Freunde. Die ich regelmäßig treffe. Mehr schaffe ich nicht, da würde ich mich verzetteln. Da ich das weiß, beschränke ich mich. Verbinde mich mit denen, die mir am Wichtigsten sind. Gehe in die Tiefe.
Verbindlichkeit schafft Glaubwürdigkeit
Natürlich gibt es auch mal Momente, bei denen ich passen muss, und eine Verabredung absage. Dann ist wirklich etwas dazwischen gekommen. Früher war es mir egal. Das ist es heute nicht mehr. Verbindlichkeit ist kraftvoll. Auf Menschen, die verbindlich sind, kann man sich verlassen. Die sind da. Voll und ganz. Sind ehrlich. Schlingeln sich nicht mit einer faden Lüge aus einer Verabredung oder Abmachung heraus.
Ich habe ein Abkommen mit mir. Ich schaue ganz genau, mit wem ich mich treffe. Was für Versprechen ich gebe. Welche Entscheidungen ich eingehe. Halte es ein. Passiert etwas Unerwartetes, dass ich absolut nicht ändern kann, dann komme ich für den „Schaden“ auf. Trage die Konsequenzen. Erzähle die Wahrheit, auch, wenn es mächtig unangenehm sein kann. Schon aus Höflichkeit. Denn die meisten verstehen es, wenn man vom Herzen erzählt, warum man absagt – und nicht irgendeine dämliche Magen-Darm Geschichte hervorruft.
Am allerbesten ist natürlich, etwas wirklich einzuhalten. Ist auch gut für’s, äh, Karma!
#staytrue
Madhavi
Shirt // Hati-Hati
Tasche // Fine & Josef