Lifestyle

Let´s talk about: Fotos in der Yogastunde

26. Oktober 2015
Yoga

Ich muss ganz dringend etwas loswerden. Ich finde nämlich das, was sich so manche Yogalehrer(innen) momentan leisten, unter aller Sau. Moment, ich muss kurz ein Schlückchen Wasser trinken.

Seit Monaten beobachte ich, wie Yogalehrer ihre sanft schlafenden Yogaschüler heimlich während der Endentspannung fotografieren, um diese dann auf Facebook, Instagram oder Snapchat mit Sätzen wie: „Full House, alle sind gekommen, alle selig und dankbar. Was für ein steiler Yogalehrer ich doch bin“ zur Schau zu stellen.

Natürlich klingt es im O-Ton viel bescheidener, aber wen interessiert das schon.

Wann fing dieser Schrott an? Was soll das? Wenn ich in meiner wohlverdienten Endentspannung, leicht sabbernd wegdöse, möchte ich doch bitte nicht dabei fotografiert werden. Gut, so nah wird keine Aufnahme gemacht, es geht ja um die Menge der Schüler in der Yogastunde, nicht um mich. Ich finde es trotzdem unmöglich, Schüler ungefragt abzulichten, um in der Öffentlichkeit mit den zahlreichen Yogajüngern zu protzen.

Das ist ungefähr so, als würdet ihr während einer Massage von dem Behandler fotografiert werden, während ihr auf Wolke Sieben schwebt. Oder beim Frauenarzt. Na, klingelt’s?

Für mich ist so eine Aktion definitiv eine Grenzüberschreitung. Im Ernst. Ich kann richtig zornig werden, wenn ich das mitkriege.

Neulich kam eine Yogalehrerin zu mir, völlig fertig mit den Nerven, weil ständig die Yogalehrer auf allen Kanälen prahlen, wie viele Yogaschüler sie in ihren Yogastunde haben.

Klar, die Bude ist immer knüppelvoll, alle sind so abartig glücklich. Sieht nach außen hin bombastisch aus, dick im Geschäft, in jeder Stadt gebucht.

Sind die lauten Yogalehrer die besseren? Natürlich nicht.

Ich nehme momentan Yogastunden bei einem Yogalehrer, der seinen Sitz als Lehrer fantastisch einnimmt. Es geht in der Yogastunde kein Stück um ihn. Er wirkt bescheiden und würde nicht im Traum auf die Idee kommen, seine Yogaschüler in der Yogastunde zu fotografieren. Es geht um Yoga.

Ich finde, dass Yogaschüler ein Recht auf Privatsphäre haben. Diese sollte ein Yogalehrer wahren. Der Yogaraum muss ein geschützter Ort sein und bleiben.

Was meint ihr dazu?

Love & Rockets,

Spirituelles Tagebuch

 

 

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Hannah
    26. Oktober 2015 at 8:44

    Danke, Madhavi. Genau das habe ich auch schon so oft gedacht!

  • Madhavi Guemoes
    26. Oktober 2015 at 8:47

    🙂

  • healingyoga
    26. Oktober 2015 at 9:15

    DU HAST SO RECHT !!!

    Ich frag mich auch wann sich das entwickelt hat!?! Wenn mir jemand erzählen möchte, wie voll seine oder ihre Klasse sind, möchte ich am liebsten losschreien: Es geht nicht um DICH Superstar ?

  • Fräulein Julia
    26. Oktober 2015 at 9:20

    Mal abgesehen davon, dass auch ich nicht in der Endentspannung fotografiert werden möchte, ist es auch rechtlich gesehen nicht erlaubt – ohne Einwilligung der Schüler. Es ist zwar eine Gruppe, aber keine Veranstaltung von öffentlichem Interesse, auf der geknipst werden darf. Oder liege ich da falsch?

  • freebird
    26. Oktober 2015 at 10:13

    Ach , da hast du mir auch aus der Seele gesprochen – was ich aber noch mehr bedauere als diesen „Selbstdarstellungswahn“ : es ist so schade , dass sich die Menschen um den Augenblick betrügen . Es ist ja nicht nur im Yoga so- auch bei jedem fantastischen Konzert machen so viele nur Fotos und Videos. Lieber dabei sein , den Moment genießen und wenn mir nachher jemand entflammt und voller Energie von seinem tollen Erlebnis erzählt habe ich mehr davon , als wenn ich ein Bild betrachte.

  • Katharina
    26. Oktober 2015 at 10:50

    Es gab eine Zeit, da wollten meine Kinder ständig, dass ich dieses, jenes und bitteschön auch noch das dort drüben fotografiere. Irgendwann ging mir das so auf die Nerven, weil es nur noch um das Bild und nicht mehr um den Moment ging. Ab da haben wir das „Foto mit dem Herzen“ für uns beschlossen. Wenn man etwas wirklich ganz doll schön findet, dann gilt folgendes: 1. Hinschauen und mit ALLEN Sinnen genießen, 2. Augen schließen und Kopfkino an. Emotionen dazu packen, 3. Fertig ist das Foto mit dem Herzen. Funktioniert tadellos und führt zu verzückten Gesichtsausdrücken und bleibenden Erinnerungen. Ich fände es logischer für einen Yogalehrer sein Herz zu füllen und nicht sein Ego.

  • Claudia
    26. Oktober 2015 at 10:55

    Du hast natürlich Recht, ungefragt zu fotografieren, geht gar nicht. Aber woher weißt du so genau, dass der Yogalehrer seine Teilnehmer vorher nicht gefragt hat, ob es okay ist, wenn er ein Bild macht? Nur allein von den Bildern her, kann man auf so etwas schwer schließen.

  • Corinna
    26. Oktober 2015 at 11:07

    Ich selbst mache total gerne und viele Fotos, halte meinen Alltag fest. Doch sobald ich Freunde, Bekannte, oder wen auch immer mit auf Fotos nehme, sage ich ihnen vorher kurz Bescheid. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit und ich bin genau wie Du entsetzt, wenn andere diese Privatsphäre nicht wahren. Ich hatte dies im Sommer während eines Trailrunningcamps und neulich in einem Kölner Yogastudio, ohne zu fragen, wurde permanent auf den Kameraauslöser gedrückt. Das zerstört nicht nur die Atmosphäre, sondern gehört sich auch einfach nicht…

  • Monika
    26. Oktober 2015 at 12:07

    Da kann ich nur zustimmen!

  • Stefan
    26. Oktober 2015 at 12:52

    Ja leider leider wütet auch in der Yoga Szene das Ego und treibt so seine Spielchen 🙁
    Schade nur, denn eigentlich sollten Yoga Lehrer bewusster durchs leben hüpfen und merken dass dies aus Wunsch nach Anerkennung kommt. Ziel des Yoga völlig verfehlt.

  • Sandra Cyliax-Baumann
    26. Oktober 2015 at 16:26

    Oh ja meine liebe Madhavi,wie Recht du hast…aber ein bisschen schmunzeln muss ich auch.Ich nutze natürlich auch social network,instagram und was weiß ich alles,aber im Grunde bin ich ziemlich old school und bevorzuge den direkten Kontakt.Ich freue mich immer sehr über volle Kurse in meinem Studio,genieße aber auch mal kleinere Gruppengrößen und letztendlich hab ich gar keine Zeit zu fotografieren.Da muss ich mich doch um meine Gruppe kümmern und auch in einer Entspannung möchte ich als Lehrer im „Hintergrund“ präsent sein,in der Stunde sein,ein Handy hat da für mich nichts zu suchen.Das liegt brav im Büro:))

    Liebste Grüße

  • Kathi
    26. Oktober 2015 at 16:36

    Ich finde das auch bedenklich, und habe persönlich noch nie erlebt, dass ein Yogalehrer vorher um Erlaubnis gefragt hätte, wenn er ein Foto gemacht hat… (Ich kenne jedoch sehrwohl welche, die das tun – nur war ich da noch nie dabei…)
    Besonders „beeindruckt“ hat mich was das betrifft, Kino MacGregor bei einem Workshop in Wien. Sie hat doch glatt eine gesamte geführte Einheit für ihren Periscope Broadcast mitgefilmt – ohne das auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Viele Teilnehmer haben davon nicht mal gewusst – und sind erst in der Pause von anderen darauf aufmerksam gemacht worden – wo es schon zu spät war, und das Video schon lang im Netzt verfügbar. Glücklich die, die nicht im Bild waren…
    Ich persönlich war nicht im Bild, wäre damit auch nicht einverstanden gewesen. Es geht niemandem im Internet etwas an, wie ich aussehe, wenn ich meinen Pops beim Downward Dog in den Himmel strecke. Etwas mehr Bewusstsein von Seiten der Yogalehrer wäre schön!

  • Sunny
    26. Oktober 2015 at 17:08

    Es ist rechtlich nicht zulässig Bilder ohne ein Einverständnis zu veröffentlichen.
    § 22 KunstUrhG bestimmt:
    „Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, dass er sich abbilden ließ, eine Entlohnung erhielt. “
    Aber es ist mittlerweile leider schon in der Kita üblich, dass ständig die Kinder fotografiert werden, die Schulen Bilder von ihre Schülern auf die homepages setzen etc.. Im Yogaunterricht gehört der Fotoappart sowie das Handy in die Tasche. Ich würde als Yogaschülerin ausdrücklich die Rücknahme von Fotos aus dem Netzt fordern. Das ist wichtig, um für den Bereich „Recht am eigenen Bild“ zu sensibilisieren, denn fotografiert und gefilmt wird überall und jederzeit. Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie sind auch die letzten Knipshemmungen gefallen und manch einer fand sich, in einem ungünstigen Moment abgelichtet, ungewollt im Netz.

  • Madhavi Guemoes
    26. Oktober 2015 at 18:44

    Ich weiß auch nicht, auf einmal fingen alle an, vor allem die amerikanischen Yogalehrer, die ja alles dokumentieren.

  • Madhavi Guemoes
    26. Oktober 2015 at 18:45

    Da liegst Du vollkommen richtig. Ich finde es aber auch eine energetische Sache, man muss den „heiligen“ Raum, den man kreiert als Yogalehrer wahren und nicht sinnlos darauf losknipsen….

  • Sandra
    27. Oktober 2015 at 0:43

    Die Möglicheit, dass der Yogalehrer im Vorfeld gefragt hat, besteht ja durchaus. Allerdings ergeben sich da für mich weitere Fragen: was ist, wenn ich das nicht möchte? Muss ich dann kurz den Raum verlassen? Oder mir gar für die Stunde einen Platz suchen, von dem aus ich sicher nicht im Bild bin, ergo ich meinen Platz nicht nach Gefühl wählen kann? Außerdem lenkt es den Lehrer selbst doch auch vom Yoga ab, wenn er damit beschäftigt ist, ein möglichst repräsentatives Foto zu machen. Ich glaube, ich würde wieder gehen.
    Desweiteren finde ich persönlich solche Fotos auch abschreckend, wenn es um die Teilnehmerzahl geht. Wer möchte denn mit möglichst vielen, anderen Yoga praktizieren? Mehr als 12 Teilnehmer finde ich unangenehm und so vollgepackte Klassen würde ich niemals besuchen. Da kommt bei mir ein fader Beigeschmack auf und ich bezweifle, dass man da als Yogalehrer auf jeden Schüler eingehen kann.

  • Selli76
    2. November 2015 at 13:22

    Hallo Claudia,

    ich war auch schon in Yogastunden und/oder Workshops von denen hinterher Fotos in Facebook gelandet sind. Und ICH wurde noch nie gefragt. Ich nehme an, dass es vielen anderen genau so geht geht. Okay, viele Yogalehrer achten zumindest noch darauf, dass keine Gesichter erkennbar sind. Klar, dass ist für die beste und vor allem KOSTENLOSE Werbung, aber ich finde auch, dass das nicht sein muss.

    VG

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