Seelenfutter

7 Tipps, wie du als Yogalehrer zum Magnet wirst

26. Mai 2014
Yogalehrer

Wenn ich Yogastunden besuche, fällt es mir manchmal noch schwer, mich daran zu gewöhnen, dass ich ja selbst gar kein Yoga mehr unterrichte.  Leider achte ich immer noch genau auf die Sprache des Yogalehrers, die Sequenz, die Ausrichtung und die Adjustments. Nach 17 Jahren Yogalehrer-Dasein ist das wahrscheinlich auch normal. Ich nehme sehr gern an Yogaklassen von neuen, „jungen“ Yogalehrern teil und bin immer total beeindruckt, was die so drauf haben. Dann denke ich: „Wow, dafür habe ich Jahre gebraucht, um mir das anzueignen.“

Allerdings fallen mir auch immer wieder Dinge auf,  die Yogalehrer noch besser machen könnten. Nicht nur die neuen Yogalehrer.  Das klingt jetzt vielleicht neunmalklug – aber durch die Jahre des Unterrichtens habe ich viel lernen dürfen. Warum nicht einfach weitergeben? Hier sind meine Tipps für einen besseren Yoga-Unterricht:

 

1. Lerne die Namen deiner Schüler

Heutzutage gibt es Yogalehrer wie Sand am Meer und überall wird das Gleiche angeboten. Oft ist der Unterricht sehr oberflächlich. Was hast du zu bieten? Richtig! Du kannst ihnen das Gefühl geben, gesehen zu werden. Das du weißt, wer sie sind. Wenn du deine Yogaschüler immer wieder mit dem Vornamen ansprichst, fühlen sie sich wohl und kommen wieder. Ich habe mir immer eine Eselsbrücke gebaut, in etwa so: Maren – biegsam wie ein Bambus, Freundin von Katja.

2. Sei freundlich und empathisch!

Die Schüler kommen in deine Yogastunde, weil sie hoffen, von dir Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie sind gestresst, nervös und wollen nur eins: ENTSPANNEN. Sorge dafür, dass du ein offenes Ohr für sie hast, ohne zu persönlich zu werden. Wenn sie wissen, dass sie bei dir gut aufgehoben sind und ein wenig verhätschelt werden (nein, nicht übertreiben!) kommen sie auch nach einem richtig anstrengenden Tag zu dir in die Yogastunde und landen nicht mit einer Tüte Chips auf der Couch!

3. Schaffe Atmosphäre!

Als ich neulich fröhlich in ein Yogastudio kam, saß dort die Yogalehrerin total versunken mit ihrem Mobiltelefon, schaute kurz hoch und starrte dann wieder auf den Bildschirm. Fühlt sich nicht gut an! Komme früher als nötig ins Studio, sei präsent und begrüße die Schüler. Schaffe eine Atmosphäre, in der man alles abstreifen kann. Die Arbeit, die Familie, die Sorgen und den Schmerz. Biete Tee an. Sorge für frische Blumen und sanfte Musik. Das Ankommen der Schüler darf man nicht unterschätzen, sie brauchen meist erst einmal Ruhe und Weite. Du kannst sie kreieren.

4. Hat jemand Verletzungen? Ist jemand Anfänger?

Mache dich bevor die Yogastunde beginnt mit deinen Schülern, vor allem aber mit den neuen Schülern, vertraut. Gehe zu jedem hin, stelle dich vor (wenn das nicht schon geschehen ist) und frage leise nach Verletzungen, oder ob es etwas gibt (vielleicht die erste Yogastunde?), dass sie dir mitteilen möchten. Ist dafür keine Zeit (was durchaus mal sein kann) kannst du auch nach Verletzungen vor der gesammelten Klasse fragen und die Schüler darum bitten, sich zu melden. Gehe dann kurz zu ihnen hin und höre aufmerksam zu. Kein Mensch mag es wirklich, sein Leid vor versammelter Mannschaft auszubreiten. Wichtig: Merke dir auch, was die Schüler dir sagen. Egal, welches Problem es war – du musst es im Kopf haben und gegebenenfalls während der Stunde beachten. It´s your job!

5. Achte auf deine Sprache!

Manche Lehrer wiederholen nach jeder Instruktion Wörter wie „Sehr schön“, „gut gemacht“, „toll“ oder „prima“. Egal, in welcher Stellung die Schüler sich gerade befinden . Das kann als Schüler ganz schön nerven. Mache lieber mal eine Pause und sage nichts. Habe keine Angst vor der Stille, der Schüler kann endlich mal für sich sein. Auch das ständige Reden und Erzählen der Lehrer macht mich zum Beispiel richtig aggressiv, dann denke ich immer: „Halt doch einfach mal die Klappe.“ Versuche nur das Nötigste von dir zu geben und beobachte, was geschieht.

6. Praktiziere!

Ich erkenne einen Yogalehrer, der nicht praktiziert SOFORT. Woran? An der Ausstrahlung. Ich kenne so viele Yogalehrer, die unendlich viele Klassen unterrichten und überhaupt nicht mehr dazu kommen, selbst zu üben. Tappe nicht in diese Falle. Deine spirituelle Praxis darf nicht zu kurz kommen. Um Menschen anzuziehen und als Schüler zu halten, ist es wichtig, dass du als Lehrer genug Prana besitzt. Egal, ob du meditierst, Japa übst oder im herabschauenden Hund bist – Yoga ist vielfältig. 20 Minuten täglich können dich als Lehrer schon inspirieren und mehr Tiefe entwickeln.

7. Nach dem Unterricht ist vor dem Unterricht

Du bist zuckersüß beim Einchecken der Schüler, bezauberst alle mit deinem Lächeln und vor allem mit deinem gut strukturierten Unterricht? Nach der Klasse bist du gestresst und schmeißt die Schüler schnell aus dem Raum und läufst in die Umkleidekabine? Nein, nein! Rechne 5-10 Minuten nach dem Yoga-Unterricht ein, damit du dich noch einmal den Fragen oder Anregungen widmen kannst. Habe immer ein freundliches Wort über, schicke die Menschen mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause. Egal, was bei deinen Schüler an Emotionen hochkommt: Sei da. Zumindest biete es an. Kurz und knapp. Als Lehrer, nicht als bester Freund.

Denke daran: Es geht beim Yoga-Unterrichten nicht um dich. Mache keinen Kult um dich, kümmere dich lieber um deine Schüler, sorge für Ihr Wohl. Schaffe keine Abhängigkeiten. Schüler kommen und gehen und dazwischen bist du und gibst dein Bestes.  Mache niemals einen anderen Lehrer, eine andere Yogaart schlecht, bleibe neutral. Was du privat denkst ist deine Sache. Om Shanti!

Was hast du noch für Anregungen? Was wünscht du dir von deinem Yogalehrer?

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Kim
    26. Mai 2014 at 23:18

    Wie schön, dass ich all das bei meinen Lehrern finde… Und interessant, mal aus dieser Perspektive draufzuschauen.

  • Madhavi Guemoes
    26. Mai 2014 at 23:20

    Wie toll! Da hast Du aber Klasse Lehrer!

  • Tara
    27. Mai 2014 at 5:58

    Vielen Dank für die inspirierenden Worte! Habe gerade meine erste Vorstellstunde hinter mich gebracht und… Nun ja leicht versemmelt;). Da kamen nun deine Tipps gerade richtig und sind für späteres erinnern gespeichert!

  • Madhavi Guemoes
    27. Mai 2014 at 7:03

    Liebe Caroline, vielen Dank für Dein Feedback!

  • Eva-Maria Flucher
    27. Mai 2014 at 10:25

    Einfach immer wieder schön…klare und inspirierende Worte zu lesen…ich verfolge deinen Blog nun schon länger und kann nur immer wieder sagen…dass man einfach merkt das du schreibst wovon du Ahnung hast und Danke für das Teilen…vorallem den Punkt mit der eigenen Praxis kann ich nur sehr gut unterstreichen…weil es einfach nur gut tut selbst zu praktizieren und einfach voll und ganz in den persönlichen Yoga hineinzuspüren…auch den Punkt mit der Stille kann ich nachvoll ziehen, auch wenn es am Anfang manchmal einfach schwer ist diese Stille auch auszuhalten…;-) Danke für deine Zeilen und Danke für das Teilen deiner Erfahrungen…falls du Lust auf eine Yogastunde in der wunderschönen Südoststeiermark hast dann komm doch einfach mal vorbei…nähere Infos findest du unter: http://www.do-yoga.at
    Alles Liebe und Namasté
    Eva-Maria

  • Kim
    27. Mai 2014 at 13:22

    Ja 🙂 Aber ich habe auch lange nach der sich für mich richtig anfühlenden Schule gesucht.

  • Helene Schattner
    27. Mai 2014 at 13:26

    Liebe Madhavi!
    Du sprichst mir aus der Seele! Ich dachte, ich hätte zu viele Ansprüche! Aber es ist so wichtig, was Du angesprochen hast!
    Eines würde ich noch hinzufügen. Es ist nicht nur wichtig ein Gedächnis für Namen und Wehwechen zu entwickeln, sondern auch für den Fortschritt jedes Einzelnen Teilnehmers. Es macht so Freude zu beobachten, welche Fortschritte die Yogis machen, seien sie auch noch so winzig, und auch wenn es Jahre dauert. Zum Teil sind es auch Quantensprünge, wenn die Teilnehmer erkennen, wie ihr Körper funktioniert, wenn sie geistig loslassen und IHR Yoga zulassen! Das Leuchten in den Augen zu sehen, wenn man als Yogalehrer sie darauf anspricht und ihnen auf die Schulter klopft und anerkennt welchen Fortschritt sie da geleistet haben – wie gesagt, egal wie klein oder groß – ist phänomenal!!! Das ist für mich persönlich die Essenz des Unterrichtens, dieser Augenblick, die Freude am und das Erkennen von Yoga, von jedem einzelnen Yogi in meinen Klassen!

    Danke für Deine Sicht der Dinge – nicht nur zu diesem Thema!
    Herzliche Grüße
    Helene

  • Madhavi Guemoes
    27. Mai 2014 at 16:27

    Danke für deine tollen Zeilen und deine weiter Anmerkung. Sehr hilfreich! Grüße, Madhavi

  • Madhavi Guemoes
    27. Mai 2014 at 16:29

    Liebe Eva, danke! Hach ja, in Österreich bin ich sogar bald. Vielleicht komme ich sogar mal rum. Herzlichst, Madhavi

  • Daniela
    3. Juni 2014 at 22:25

    echt, liebe Madhavi, für wirst in Österreich sein? Wo?

    Herzensgruß, Daniela

  • Madhavi Guemoes
    3. Juni 2014 at 23:17

    Das weiß ich noch nicht so genau 🙂 Aber wenn, gebe ich Dir Bescheid!!!

  • Kristin
    8. Juli 2014 at 18:28

    Wunderschöner Artikel! Ich danke dir für diese Tipps!
    Da ich selbst vor einigen Wochen parallel zu meiner Ausbildung mit dem Unterrichten begonnen habe, nehme ich sie mir gern zu Herzen…

  • Madhavi Guemoes
    8. Juli 2014 at 18:31

    Ach, wie spannend. Welche Ausbildung machst du denn? Bei wem? Ich wünsche Dir eine gute Zeit! Grüße!

  • Doro
    25. Februar 2015 at 10:13

    Vielen Dank für diese Tipps,werde sie gleich ausdrucken und verinnerlichen. Ich beginne im April mit meiner Yogalehrerausbildung und sammle alle Tipps,die mir helfen, eine gute Lehrerin zu werden. LG Doro

  • Susann
    7. Juli 2015 at 9:48

    Vielen Dank für diesen inspirierenden Beitrag und die Tipps auf die ich heute Abend beim Unterrichten wieder einmal besonderes Augenmerk legen werde.
    Wie hältst du es mit Berührungen (Adjustment/Alignment) im Unterricht? Was für Erfahrungen hast du da gemacht – wird das geschätzt?

  • Madhavi Guemoes
    7. Juli 2015 at 20:27

    Liebe Susanne, ich unterrichte ja nur noch selten. Aber wenn, mache ich wirklich nur das nötigste. Ich versuche eher verbal Anweisungen zu geben und wenn es nicht mehr geht, gebe ich Adjustments. Gruß, Madhavi

  • Lina
    26. Februar 2016 at 20:15

    Hättest du vielleicht einen Tipp bei einem Lampenfieber. Es ist manchmal so becklemmend, dass ich nicht weiss, was als nächtes zu tun ist. Danke dir im Voraus.

  • Madhavi Guemoes
    26. Februar 2016 at 20:33

    Liebe Lina,

    super Thema, ich werde darüber einen Artikel schreiben!

    Liebe Grüße,

    Madhavi

  • Lina
    26. Februar 2016 at 20:35

    Ich bin schon sehr gespannt und dankbar. LG Lina