Kennst du das? Du hast endlich den Mut gefasst, dein eigenes Ding zu machen. Yogalehrer, Coach, Therapeut – endlich authentisch leben, der eigenen Berufung folgen. Und dann passiert etwas Seltsames: Du merkst, wie du dich langsam aber sicher verbiegen musst, um über die Runden zu kommen.
Plötzlich unterrichtest du nicht mehr das, was du für richtig hältst, sondern das, was gerade angesagt ist. Du lächelst auch dann, wenn dir nicht danach ist. Du verkaufst oberflächliche Entspannung statt tiefgreifender Transformation, weil sich das einfach besser verkauft. Ohne es zu merken, bist du in die „Prostitute Frequency“ geraten – eine Schwingung des ständigen Sich-Verkaufens aus purer Existenzangst.
Wenn die Berufung zum Überlebenskampf wird
Diese Schwingung ist besonders heimtückisch, weil sie schleichend kommt. Erst sind es kleine Kompromisse: Du nimmst einen Kunden an, der eigentlich nicht zu dir passt. Du bietest einen Workshop an, obwohl du eigentlich keine Lust darauf hast. Du postest auf Instagram Motivationssprüche, die du selbst nicht so richtig glaubst.
Dann wird es mehr: Du richtest deinen ganzen Unterrichtsstil nach dem aus, was die Leute hören wollen. Du versteckst deine eigenen Zweifel und Unsicherheiten hinter einer perfekten Fassade. Du wirst zu einer Version deiner selbst, die zwar funktioniert, aber nicht mehr authentisch ist.
Das Verrückte dabei: Je mehr du dich verkaufst, desto unsicherer wird paradoxerweise dein Erfolg. Denn Menschen spüren Falschheit. Sie kommen vielleicht einmal, aber sie bleiben nicht. Du landest im Hamsterrad: immer mehr arbeiten, immer mehr verkaufen, immer weniger du selbst sein.
Der Mut zur „Sicherheit“
Manchmal ist es klüger, einen „normalen“ Job zu haben, als seine Berufung zu prostituieren. Das klingt erst mal nach Aufgeben, ist aber oft das Gegenteil.
Stell dir vor, du arbeitest drei Tage die Woche in einem Büro. Langweilig vielleicht, aber die Miete ist bezahlt, die Krankenversicherung läuft, du musst nicht jeden Monat zittern, ob genug Geld reinkommt. Was passiert dann mit deiner spirituellen Arbeit? Sie wird wieder frei.
Du kannst plötzlich wählerisch sein. Du nimmst nur noch Kunden, die wirklich bereit für Veränderung sind. Du kannst Dinge ausprobieren, ohne sofort zu überlegen, ob sie sich verkaufen lassen. Du kannst „Nein“ sagen, ohne Angst vor dem Kontostand zu haben. Deine spirituelle Praxis gehört wieder dir, nicht dem Markt.
Yogalehrer als Beispiel
Nimm die typische Yogalehrer-Laufbahn: Du machst eine Ausbildung, bist total inspiriert, willst die Welt verändern. Dann merkst du, dass die Welt ziemlich viele Yogalehrer hat und nicht alle werden reich dabei. Also fängst du an zu kämpfen: Du hüpfst von Studio zu Studio, bietest dich unter Wert an, machst Vertretungsstunden für ausgebrannte Kollegen.
Du lebst von Workshop zu Workshop, immer in der Sorge, dass der nächste Monat schwierig wird. Diese ständige Anspannung färbt alles: deinen Unterricht, deine Ausstrahlung, deine Beziehungen. Du predigst innere Ruhe, während du selbst im Stress-Modus feststeckst.
Jetzt stell dir vor, du hättest einen entspannten Teilzeitjob. Plötzlich könntest du wieder unterrichten, weil du Lust darauf hast, nicht weil du musst. Du könntest ehrlich sein, auch wenn das bedeutet, dass manche Schüler nicht wiederkommen. Du könntest experimentieren, scheitern, wachsen – ohne dass dein Überleben davon abhängt.
Die Befreiung liegt in der Wahl
Das Ganze hat nichts mit Aufgeben zu tun, sondern mit kluger Strategie. Es geht darum, deine spirituelle Arbeit vor den Zwängen des Marktes zu schützen. Es geht darum, so freizuwerden, dass du authentisch sein kannst.
Natürlich ist das ein Ego-Schlag. Wir leben in einer Zeit, in der alle erzählen, wie sie ihrer Leidenschaft folgen und davon leben. Social Media ist voll von Erfolgsgeschichten. Aber was du dort nicht siehst: die schlaflosen Nächte, die ständigen Geldsorgen, die kleinen Kompromisse, die sich zu großen summieren.
Manchmal ist der mutigste Schritt nicht, sich selbstständig zu machen, sondern sich die Sicherheit zu schaffen, die man braucht, um wirklich frei zu sein. Manchmal bedeutet authentisch leben, seine Träume zu schützen, indem man sie nicht verkauft.
Ein neuer Blick auf Erfolg
Vielleicht müssen wir unseren Begriff von Erfolg überdenken. Ist erfolgreich, wer von seiner Passion leben kann? Oder ist erfolgreich, wer seine Passion rein halten kann? Ist es erfolgreicher, 20 oberflächliche Yoga-Stunden pro Woche zu geben, oder fünf tiefgreifende?
Die Prostitute Frequency entsteht aus Angst und Zwang. Die authentische Schwingung entsteht aus Klarheit und freier Entscheidung. Und manchmal bedeutet diese Klarheit zu erkennen: Ein „langweiliger“ Job kann die Basis für außergewöhnliche innere Arbeit sein.
Es ist okay, nicht von seiner Berufung leben zu müssen. Es ist okay, spirituelle Arbeit als Geschenk zu sehen, nicht als Geschäft. Und es ist definitiv okay, klug genug zu sein, seine Integrität nicht dem Markt zu opfern.
Die Würde liegt in der bewussten Wahl – nicht im Zwang zum Verkaufen.
Sat Nam, Madhavi


