Seelenfutter

Let’s talk about // Über Sex und Machtmissbrauch in der spirituellen Szene

1. April 2018
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Es gibt seit vielen Jahren ein Thema, das mich immer wieder streift. Erst letztes Jahr ist mir wieder bewusst geworden, dass ich dazu eine glasklare Meinung habe.

In spirituellen Kreisen wird eine Meinung jedoch ungern gesehen. Schnell bekommt man den Rat, mal tiefer durchzuatmen, weil man scheinbar nicht geschnallt hat, dass Urteilen nicht in die seichte rosa Yoga-Bubble passt.

Ich versuche dennoch, mich mitzuteilen, obwohl mir bewusst ist, dass ich mir sicherlich damit nicht nur Freunde schaffe.

Sex und Machtmissbrauch in der Yogaszene

Ich möchte auch gleich zur Sache kommen. Ist es in Ordnung, wenn Yogalehrer mit ihren Schülerinnen Sex haben? Oder welke spirituelle Lehrer blutjunge Frauen an ihrer Seite platzieren, die nicht mehr geradeaus denken können, weil sie ihren Lehrer verehren wie eine Hindu-Gottheit?? Ich habe in den letzten 25 Jahren Situationen mitbekommen, da schlackern einem die Ohren.

Yogalehrer, die von allen angehimmelt werden, haben es sicher nicht einfach, sich zu beherrschen. Ein Kollege meinte vor langer Zeit mal zu mir: “Es ist nicht immer leicht, sich als Yogalehrer zu konzentrieren, wenn unzählige Frauen einen ihren saftigen Hintern in durchsichtigen Leggings ins Gesicht strecken.” Ich diskutierte ein Weile mit ihm, weil ich seine Aussage völlig daneben und gleichzeitig sehr ehrlich fand. Ich weiß, dass er seine Rolle nie ausnutzen würde.

Andere Yogalehrer haben es wiederum faustdick hinter den Ohren. Sie vernaschen auf ihren Retreats (oder in Ausbildungen) mindestens eine flotte Yogaschülerin aus der ersten Reihe, der sie vorher ausgiebig Aufmerksamkeit während der Asanapraxis schenken, so dass die anderen Teilnehmer sich wundern, ob es sich nicht eher um eine Privatstunde handelt.

Leider wird die Auserwählte beim nächsten Retreat (ja, das letzte war doch so schön) keines Blickes mehr gewürdigt, weil schon wieder Frischfleisch in der ersten Reihe lauert. Die Folgen sind Tränen, Wut und Anfeindungen. Übrigens gibt es auch Yogalehrerinnen, die so etwas machen. Gern mit ihren Assistenten, wenn sie durch die Welt touren.

Dann gibt es noch diese in die Jahre gekommenen Satsang Gurus, die gern junge Mädchen um sich scharen, von denen sie glorifiziert werden. Das tut dem Ego so unheimlich gut. Ich habe das letztes Jahr wieder hautnah miterlebt und verliere jeglichen Respekt für diese Lehrer, was ich sehr schade finde.

Es ist falsch!

Obwohl ich mich keineswegs als spießig bezeichnen würde, finde ich es falsch, was da passiert. Klar, kann es immer sein, dass sich ein Yogalehrer von einer Schülerin angezogen fühlt und umgekehrt. Sie sind auch nur Menschen. Doch finde ich, dass man seinen Hormonhaushalt im Griff haben sollte, denn es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die ein Lehrer hat.

Wenn es zu einem Muster führt und sich ständig wiederholt, handelt es sich für mich um einen bewussten Machtmissbrauch. Da begegnen sich Menschen nicht auf Augenhöhe und der Lehrer nutzt das schamlos aus.

Eine Frage, die sich mir noch stellt: Warum werden manche Lehrer überhaupt vehement angebetet oder noch schlimmer, auf ein Podest gehoben? Wir können doch auch von ihnen lernen, wenn wir unser Gehirn nicht an der Eingangstür abgeben. Vielleicht würde das manches Drama ersparen…..

Auch kommen nicht selten sexuelle Übergriffe vor, die von den SchülerInnen entweder als harmlos abgetan werden (mir auch schon passiert) oder sie sich nicht trauen, darüber zu sprechen. Aber das ist ein weiteres Thema, über das wir ein anderes Mal plaudern….

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Madhavi

© Maria Schiffer

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Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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