Neulich las ich in einer Zeitschrift einen Artikel über Geld. Darin sprach unter anderem Muriel Baumeister darüber, daß es nicht immer leicht sei. Mit dem Geld. Mit den Aufträgen. Ich fand es sehr mutig von ihr. Das liebe Geld.
Ich frage mich wirklich, wie es sein kann, daß manche damit besser zurecht kommen und manche halt nicht. Wir haben zum Beispiel Freunde, die verdienen genauso viel wie wir. Nur das die dreimal im Jahr in den Urlaub fahren, zwei dicke Autos haben und wir unseren letzten Urlaub abbrechen mußten, weil mein Konto gepfändet wurde.
Es ist nicht so, daß wir das Geld zum Fenster hinauswerfen. Nein. Ich würde mal sagen, die Fixkosten fressen einen auf. Und ich bin mir sicher, daß es früher nicht so extrem war.
Spannend ist aber, daß viele Leute so tun als ob. Hängen sich das neueste Stella McCartney Falabellagestell ums Handgelenk und verdrängen, daß sie ihrem Kind das versprochene neue Bett nun doch erst mal nicht kaufen können. Ich schließe mich da gar nicht aus.
Es ist äußerst gewagt, sich nicht mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Natürlich ist es manchmal schmerzlich zu sehen, dass man sich so einiges nicht (mehr) leisten kann, oder? Vielleicht ist es gar nicht so und man bemerkt, dass viel mehr da ist, als man denkt? Klarheit.
Ich habe mich bis vor kurzem sehr ungern mit dem Thema Geld auseinandergesetzt. Ich war der Meinung, daß ich nicht dafür geschaffen bin, Geld zu haben. Es ist immer irgendwie da. Aber irgendwie auch nicht. Ich hätte mich natürlich in den Dornröschenschlaf begeben und meine Finanzen nicht eines Blickes würdigen können. Doch das bringt mich nicht weiter. Ich finde es äußerst sexy, mich um das zu kümmern, was ich bislang eher vermieden habe. Es ist so verdammt erwachsen.
Ich habe rausgefunden, daß es ein erheblicher Punkt ist, wie man über Geld denkt. Mein Verhaltensmuster war: ich bin es nicht wert, Geld zu haben. RUMPS. Ganz ehrlich, wie soll es dann einen Zugang zu mir finden? Ich bin super schlecht darin, Dinge auszuhandeln und Geld für meine Arbeit verlangen. Das ist nicht wirklich gut. Es bedarf Änderung. Leider können wir alle nicht von Luft und Liebe leben.
Für mich ist Geld Energie. Ich gebe etwas und dafür werde ich bezahlt. Nicht immer, aber so kann es laufen. Ist mir mein eigener Wert nicht bewußt oder mache ich mich da klein, kann es nicht wirklich fließen. Es ist wichtig, daß wir Geld verdienen. Einen gerechten Ausstausch bekommen. Darüber reden. Ehrlich. Jeder tut so, als hätte er alles so richtig im Griff, doch bei den wenigsten ist es wirklich der Fall.
Ich setze mich jeden Tag hin. Schreibe auf, was ich ausgebe. Das hört sich triste an, macht aber Mordsspaß. Ich kaufe keine unnötigen Dinge ein. Ich hole Anfang des Monats Geld vom Konto und teile es in vier Briefumschläge. Für jede Woche einen. Habe ich etwas über, packe ich es ins Sparschwein. Sparen ist das neue Black. Es wird immer als öde abgetan. Ich finde grad Gefallen daran. Ich kaufe auf keinen Fall für die ganze Woche Nahrungsmittel. Da ich immer frisch kaufe, wäre es fatal, denn nach zwei Tagen sieht mein Gemüse nicht mehr fröhlich aus und landet im Müll. Das muß nicht sein. Kaufe gezielt ein und lieber öfter.
Das Konto anschauen, und sich einen Überblick verschaffen, ist nicht die schönste Aufgabe, doch es bringt Licht in die ganze Geschichte.
Es tut gut, sich klar zu werden, wie das eigene Verhältnis zum Geld ist. Geld ist verdammt gut und nützlich. Sagt man soetwas, wird man gleich als geldgierig eingestuft, oder etwas nicht? Positiv über Geld reden ist schon mal ein erster Schritt. Befasse dich in einer gesunden Art und Weise mit deinen Finanzen. Sei ehrlich und klar. Kannst du dir mal etwas nicht erlauben, ist es kein Untergang. Im Gegenteil. Vermeiden ist keine Lösung. Setzen wir uns mit unseren Finanzen auseinander, kommen auch wieder andere Bereiche des Lebens in den Fluß.
Denn mal ganz ehrlich: wie ätzend ist es, nicht einschlafen zu können, weil man nicht weiß, wie man die nächste Miete zahlen soll…….
Ps. Von einer weisen Frau habe ich gelernt, daß man niemals Kohle zum Geld sagen darf. Kohle ist schwarz und negativ. Sage Gold!
10 Comments
michaela
28. Juni 2013 at 18:10Ich finde es sehr interessant, dass Du LebensERhaltungskosten geschrieben hast!
Auf jeden Fall ein schöner Artikel – ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen ähnlichen Wandel durchgemacht. Er ist noch nicht 100% vollzogen, aber: ich arbeite dran ,-)
Dir weiterhin viel Spaß und Erfolg!
Madhavi Guemoes
28. Juni 2013 at 18:21Oha. Ich meinte Fixkosten:-) Hab mich vertippt….Lebenserhaltungskosten wäre echt übertrieben….
Stephan
30. Juni 2013 at 11:23Die weise Frau war aber sicher nicht aus dem Ruhrgebiet. Kohle ist Wärme und Lebensgrundlage. Wieso sollte da irgendwer an etwas negatives denken?
julia pritzel
30. Juni 2013 at 10:48hei madhavi! mutig, wie immer 🙂 toll! danke! wieder ein thema, mit dem sich wenige gern beschäftigen, geschweige denn darüber sprechen…ich auch! ich hasse es! nein, ich brauche es natürlich, das gold, und ich freue mich darüber, wenn es da ist und mir entspannung, leben, freude ermöglicht und wünschte mir, ich müßte mich nicht damit befassen, aber so ist es natürlich nicht.
ich gebe auch welches in meiner arbeit, der energie, die ich als yogalehrerin und therapeutin gebe und es ist tatsächlich ein energieaustausch und wenn der nicht stimmt, führt das auf dauer zum zusammenbruch der geschäfts & persönlichen beziehung
mit dem anderen oder burnout.
du hast letztens geschrieben, daß du dein yogalehrerinnendasein an den nagel hängst. ich habe gerade mit einem studio-owner wieder kommuniziert, für den ich in meiner anfangszeit gearbeitet habe, als ich noch nicht personal und business yoga anbot, sondern von studio zu studio hechelte und habe mich wohl daran erinnert, wie ich enorm viel für den aufbau der studios gegeben habe und das für ein paar euro, genau gesagt, 30 die stunde und das dann 14 mal die woche, was dich wirklich nicht ernährt und effektiv mit hello&goodbye & hin&herreisen eine 40 stunden woche ist. yogis reden ja bevorzugt ungern über geld.
und alle wollen yogalehrer werden und sind dann enttäuscht, wenn sie mit der realität des leider oft völlig unausgeglichenen energie-austausches zusammentreffen. ehrlicher austausch über geld und einfach alles, wenn es probleme macht, ist wichtig, damit man einander helfen und sich auch beim gold ehrlich orientieren kann, was gibt es wofür.
Selbstwert ist das wichtigste dabei. es sich selbst wert sein, gold und damit ein gutes leben zu haben. die eigene arbeit als wertvoll zu erachten und dafür entsprechend gold zu nehmen. sich nicht schlechte wertschätzung und bezahlung bieten lassen, weil yoga ja über alles weltliche gold erhaben ist, sondern klar sagen, nein, danke, so nicht mit mir, dann finde ich meinen eigenen weg.
ich fände es spannend, wenn die yogalehrenden unter euch mal klar sagen würden, so ist es bei mir, so läuft es mit studios und so habe ich meinen eigenen weg gefunden, von yoga leben zu können oder meinen kompromiss oder auch bei mir klappt es gar nicht, help!
übrigens war die goldma’ie als 3jährige mein lieblingsmärchen 🙂 ! namaste 🙂 julia
Madhavi Guemoes
30. Juni 2013 at 12:06Hmmm. Ich weiß auch nicht…
Madhavi Guemoes
1. Juli 2013 at 3:49Hi Julia, danke für Deine tollen Worte! Ich melde mich bei Dir!!xxx Madhavi
Christoph
1. Juli 2013 at 22:19Hi Madhavi, ich finde Deine Texte nicht nur mutig und witzig sondern auch charmant geschrieben. Dein Blog ist ein wahres Kleinod dieser Welt. Du triffst mit vielen Texten den Nerv der Zeit und regst zum Nachdenken an.
Genau wie Du habe auch ich in letzter Zeit auch über das Thema Geld nachgedacht. Alles droht immer teurer zu werden und während ich auf das Geld gut aufpassen muss (Vorsicht Glaubenssatz ;)) scheinen die anderen ständig mehr davon zu haben (auch ein schöner, unglücklich machender Glaubenssatz). Fakt ist: Wir leben in unseren westlichen Welt im materiellen Luxus – aber ich behaupte – auch im psychischen Elend. Wir fliegen zum Mond, leben aber emotional in der Steinzeit, da uns keiner lehrt, wie wir mit Neid, Ärger, Hass, Wut aber auch mit Liebe, Stolz und Friede in uns umgehen können. Stattdessen bringen uns Lehrer in der Schule lebensferne Dinge wie z.B. Integralrechnung bei. Hierbei tat ich mich schon damals schwer und/aber ich habe es glücklicherweise danach nie wieder gebraucht.
Spätestens seit der Abkehr von der (päpstlichen) Kirche im 15. Jahrhundert begann die Menschheit, Sicherheit mit materiellen Status gleichzusetzen. Und das war der Anfang einer – wie ich finde – Sackgasse für unsere Weiterentwicklung. Durch all den materiellen Reichtum, der in Wirklichkeit oft nur auf Pump basiert, denken wir stets, nicht genug zu haben und machen uns abhängig und unglücklich.
Wir glauben, es kehrt Friede ein, wenn wir uns einen Wunsch erfüllen. Doch das ist ein Trugschluss, weil kurz darauf 100% wieder ein neuer Wunsch aus dem Nichts auftaucht. Und natürlich will auch der erfüllt werden – auch wenn damit wiederum größte Anstrengungen verbunden sind. Wer dieses System erstmal versteht, fragt sich automatisch, ob die (scheinbar unbedingte) Wunscherfüllung WIRKLICH so wichtig ist und ob es das eigene Leben bereichern kann. Seitdem ich mir diese eine Frage stelle und ehrlich mir beantworte, halbieren sich meine Wünsche auf einem Schlag. Somit übe ich mich im Verzicht und es fühlt sich sogar gut an!
Ich freue mich auf Deine weiteren Texte. Keep on writing – es ist immer ein kleines Highlight meines Tages.
Madhavi Guemoes
2. Juli 2013 at 5:32Vielen Dank!!! Und ja: Du hast so recht. Steinzeit….sehr gut formuliert. Hab einen schönen Tag!!!! xxx Madhavi
Laura
22. September 2014 at 10:45Toller Artikel, der wieder einmal aufzeigt, wie wichtig es ist, seine Finanzen im Griff zu haben. Klar nervt es sicherlich jeden Tags aufs neue aufzuschreiben, wofür man sein Geld ausgibt, aber so kann man sich einen Überblick darüber verschaffen, ob man nicht auch unnötig Geld ausgibt, was man im Grunde einsparen könnte. Viele nehmen aus meiner Sicht das Thema auch in der heutigen Zeit nicht ernst genug und wundern sich dann, über so manch schlaflose Nacht.
Maria
7. Juni 2016 at 8:16Guten Morgen ?
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag!
Ich bin gerade dabei, (Naja seit ~2 Monaten schon) einen Überblick in meine Finanzen zu bringen. Ich bin da ähnlich wie du, irgendwie ist es da aber irgendwie auch nicht.
Vor 4 Monaten habe ich ein Haushaltsbuch angefangen, das ich seitdem versuche konsequent zu führen. Die letzten 2 Monate ist nur das sogar gelungen.
Nur halt ist das Haushaltsbuch in Buchform und da wird dann schnell mal etwas durchgestrichen, da ein Pfeil dort rüber gemacht usw usw…. uns ich kann es absolut nicht ausstehen, wenn so Listen und ähnliches nicht ordentlich und schön sind.
Zum Glück habe ich das Glück ? einen Schatz zu haben, der da sehr organisiert ist und der mir ab nächstem Monat hilft, mein Haushaltsbuch auf den PC zu übertragen und optimal zu nutzen.
Und ja du hast Recht – es macht wirklich Spaß, das regelmäßig einzutragen und ja ich kann dich total verstehen, dass sich diese „so verdammt erwachsenen“ Sachen saugut anfühlen. ?
Das mit den 4 Briefumschläge ist eine interessante Idee.
LG
Maria