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Emotionale Fernbedienung: Wer drückt deine Knöpfe?

24. April 2025
Madhavi guemoes

Deine Emotionen? Ein Königreich, über das nur du herrschst. Niemand sonst trägt die Krone – eine Wahrheit, die dich entweder befreit oder erschüttert. Jemand sagt etwas Verletzendes – und du wählst den Schmerz. Jemand handelt rücksichtslos – und du wählst die Wut. Zwischen dem, was geschieht, und deiner Reaktion darauf liegt eine Lücke. In dieser Lücke wohnt deine Freiheit. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zur wahren Souveränität. Deine Reaktion ist deine Verantwortung. Nicht die Umstände bestimmen dein Lebensgefühl, sondern deine bewusste Entscheidung, wie du auf sie antwortest.

Die Lücke der Freiheit

„Sie hat mich verletzt“, „Er macht mich wütend“, „Die Situation stresst mich“. Diese alltäglichen Redewendungen sind mehr als nur harmlose Sprachmuster – sie sind Verrat an deiner inneren Macht. Lass mich brutal ehrlich mit dir sein, solange du glaubst, dass andere Menschen oder äußere Umstände deine Gefühle kontrollieren, bist du nicht frei. Du verschenkst die Schlüssel zu deinem emotionalen Zuhause an jeden Vorbeikommenden. Wundere dich dann nicht, wenn sie darin ein Chaos anrichten. Die Wahrheit ist, niemand hat die Macht, dich zu verletzen, ohne deine Erlaubnis.*

Diese Erkenntnis ist zunächst zutiefst unbequem. Es ist einfacher, anderen die Schuld für unsere emotionalen Zustände zu geben. Es entlastet uns von der Verantwortung und schützt unser Ego. Doch dieser vermeintliche Schutz ist in Wirklichkeit dein Gefängnis. Wenn du bereit bist, die schmerzhafte Wahrheit ins Auge zu sehen, öffnet sich die Tür zur Freiheit. Du bist nicht das hilflose Opfer deiner emotionalen Reaktionen. Du bist ihr Schöpfer.

Jenseits toxischer Positivität

Achtung, hier lauert ein gefährliches Missverständnis! Emotionale Souveränität bedeutet NICHT, negative Gefühle zu unterdrücken oder zu leugnen. Es bedeutet nicht, ständig positiv zu denken oder toxischen Optimismus zu praktizieren. Es bedeutet vielmehr, deine Gefühle bewusst zu erleben, statt von ihnen beherrscht zu werden. Es bedeutet, zwischen Reiz und Reaktion eine Pause einzulegen – einen Moment der Bewusstheit, in dem du wählst, statt automatisch zu reagieren.

Wie sieht diese emotionale Souveränität im Alltag aus? Erkenne zunächst den Auslöser. Jemand kritisiert deine Arbeit. Du spürst den Impuls, defensiv oder wütend zu werden. Dann schaffe eine Lücke. Atme bewusst. Spüre die aufkommende Emotion in deinem Körper. Wo genau fühlst du sie? Wie fühlt sie sich an? Benenne ohne zu bewerten: „Ich spüre Wut aufsteigen.“ Nicht: „Ich bin wütend“ oder „Du machst mich wütend.“ Schließlich wähle bewusst: Entscheide dich, wie du auf die Situation antworten willst, statt automatisch zu reagieren. Vielleicht wählst du Neugierde statt Verteidigung, Mitgefühl statt Wut. Dies ist keine theoretische Übung. Es ist tägliches Training, wie im Fitnessstudio. Am Anfang wirst du scheitern. Das ist in Ordnung. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Bewusstheit.

Der Preis der Reaktivität

Bevor du diese Idee als zu anstrengend oder unrealistisch abtust, betrachte den Preis, den du für den alten Weg zahlst. Deine Beziehungen leiden unter unkontrollierten emotionalen Reaktionen. Deine Gesundheit wird durch chronischen Stress beeinträchtigt. Deine Lebensqualität sinkt, weil du ständig auf Umstände reagierst, statt zu agieren. Deine Kreativität wird blockiert, wenn du in emotionalen Mustern gefangen bist. Deine Freiheit wird eingeschränkt, wenn andere deine emotionalen Knöpfe drücken können. Ist das wirklich der Preis, den du bereit bist zu zahlen?

Ja, Menschen können grausam sein. Ja, Worte können wie Messer sein. Und ja, Traumata sind real. Doch selbst dann hast du die Wahl, wie du langfristig mit diesen Erfahrungen umgehst. Du kannst wählen, ob du in der Verletzung verharrst oder ob du deinen Weg zur Heilung findest. Dein Schmerz ist real. Dein Leiden ist optional.

Deine automatischen emotionalen Reaktionen sind nicht zufällig. Sie folgen einem Muster, das tief in deiner Geschichte verwurzelt ist. Wenn jemandes Worte dich übermäßig verletzen, frage dich: Welche alte Wunde wird hier berührt? Welche vergangene Erfahrung wird aktiviert? Welcher Teil von dir sucht Heilung? In dieser Selbsterforschung liegt tiefe Weisheit. Deine Trigger sind nicht deine Feinde – sie sind Wegweiser zu den Teilen deiner Seele, die Aufmerksamkeit benötigen.

Wenn emotionale Verantwortung zur Norm wird, verändern sich Beziehungen grundlegend. Ein „Du hast mich verletzt“ wird zu „Ich habe mich verletzt gefühlt, als du das gesagt hast.“ „Du machst mich wütend“ wird zu „Ich spüre Wut in mir aufsteigen, wenn ich das höre.“ Diese subtile Verschiebung verändert alles. Sie beendet das Spiel der Schuldzuweisungen. Sie öffnet den Raum für echte Verbindung.

Eine lebenslange Reise

Der Weg zur emotionalen Souveränität ist kein Sprint. Es ist ein lebenslanger Marathon. Du wirst stolpern. Du wirst fallen. Du wirst dich manchmal in alten Mustern wiederfinden. Und genau dann brauchst du das wichtigste Element dieser Reise, nämlich Selbstmitgefühl. Emotionale Souveränität bedeutet auch, sanft mit dir zu sein, wenn du in alte Muster zurückfällst. Es bedeutet, dich selbst mit den Augen der Liebe zu sehen, statt mit den Augen der Verurteilung.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

Deine innere Macht

Die Frage ist nicht, ob du die Kontrolle über deine emotionalen Reaktionen übernehmen kannst. Die Frage ist: Bist du bereit, die Verantwortung für deine innere Welt zu übernehmen? Bist du bereit, den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu betreten und dort deine wahre Macht zu finden? Die Entscheidung liegt bei dir. Immer.

P.S. Am Sonntag, 27. April um 18:00 Uhr gebe ich einen Kundalini Yoga Workshop, der deine emotionale Stabilität stärkt. Eine Aufzeichnung gibt es auch. Hier kannst du dich anmelden. 

Sat nam, Madhavi

*Bei Trauma und Missbrauch etc. wurden emotionale Grenzen überschritten – hier waren deine Reaktionen keine freie Wahl, sondern notwendiger Schutz.

Madhavi Guemoes
Zwischen Turban-Tüchern und Chai jongliert Madhavi Kaur Khalsa ihr Leben in Indien. Als Sikh und Kundalini Yogalehrerin unterstützt sie Menschen auf ihrem Lebensweg mit einer Mischung aus uralter Weisheit und erfrischender Bodenständigkeit. Yoga praktiziert sie seit ihrer Kindheit – was aber, selbstverständlich, rein gar NICHTS zu bedeuten hat. Wenn sie nicht gerade als Aromatherapeutin Nasen verzaubert oder als Podcasterin Ohren mit spiritueller Weisheit füllt, ist ihre Mission klar: Erleuchtung gehört nicht nur auf Berggipfel, sondern auch in den Alltag – zwischen Morgenkaffee und Abendnachrichten!
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